Ihren Ursprung haben die Spielkarten in Ostasien, wo die Herstellung von Kartonplättchen früher als in Europa einsetzte.
Bedruckte Papierblätter wurden in China bereits vor Christi Geburt hergestellt und dienten anfangs vor allem mystischen Zwecken.
Die frühesten Spielkarten sind im Korea und China des zwölften Jahrhunderts nachweisbar. Dabei ist nicht bekannt, welche Spiele mit
diesen Karten gespielt wurden. Aufgrund früher Abbildungen ist nachweisbar, dass die Karten ursprünglich gefaltet und nicht gefächert
gehalten wurden, wodurch man annimmt, dass anfangs nur Glücksspiele und keine Kombinationsspiele gespielt wurden.
Von China aus gelangten Spielkarten nach Indien und Persien sowie in die arabischen Länder und kamen so schliesslich auch nach
Europa, wo sie anfänglich in Italien und Frankreich bekannt wurden. In Italien sind sie ab dem 14. Jahrhundert bezeugt. In Indien
spielte man mit runden Karten, in China mit mehr länglichen, schmalen Streifen.
Geschichte bis zum 19. Jahrhundert
Wie das Kartenspiel genau nach Europa kam, ist nicht gesichert. Es gibt die Vermutung, dass es aus dem Orient von den Arabern,
Ägyptern oder über fahrendes Volk importiert wurde, aber auch die Möglichkeit, dass eine eigenständige Entwicklung im Abendland
aufgrund von Beobachtungen dieses Zeitvertreibs im Orient erfolgte. Francesco Petrarca (1304–1374), Giovanni Boccaccio (1313–1375)
und Geoffrey Chaucer (1342–1400) berichten in ihren Werken zwar über verschiedene Spiele, erwähnen aber Kartenspiele nicht,
vermutlich, weil sie sie noch nicht kannten. Nachweisen lassen sich Spielkarten in Europa erst seit dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts,
in den folgenden Jahrzehnten breiten sie sich den Quellen zufolge rasch von Süden nach Norden aus.
Als früheste Erwähnung von Spielkarten in Europa wird von einigen Forschern ein Verbot des Kartenspiels für die Stadt Bern von 1367
ins Feld geführt, wobei dieser Beleg zweifelhaft ist. Allgemein anerkannt ist erst ein Florentiner Verbot von 1377.
Ebenfalls aus dem Jahr 1377 stammt der Traktat des Johannes von Rheinfelden, in dem er Spielkarten beschreibt und moralisch ausdeutet.
Von diesem Jahr an treten auch mehrere Erwähnungen (meist Verbote) von Spielkarten auf.
Die rapide Ausbreitung des Kartenspiels, seine Verbindung mit Geldeinsätzen und eine damit einhergehende Zunahme von Spielschulden
riefen alsbald städtische Obrigkeiten hervor, die oft mit einschränkenden Spielordnungen und auch Verboten reagierten, zumeist in relativ
milder Form, gelegentlich auch heftiger; Würfeln z. B. wurde deutlich strenger verfolgt als Kartenspielen. Intensivere Verfolgungen verbinden
sich mit den Namen besonders fanatischer Mönche, unter ihnen Bernhardin von Siena (1380–1444), Johannes Capistranus (1386–1456)
und auch Girolamo Savonarola (1452–1498), die allgemein Spiele neben anderem verwerflichem Tand auf Scheiterhaufen verbrennen liessen.
Für die deutsche Spielkartenproduktion erwies sich Capistranus als besonders problematisch, da er zwischen 1453 und 1456 in Deutschland
predigte und selbst den sehr zahlreichen Kartenmachern der Stadt Nürnberg für einige Jahre den Broterwerb unmöglich machte.
Die Unterdrückung des Spiels war von Ort zu Ort und auch von Zeit zu Zeit verschieden und nahm mit der Zeit ab. Soweit Dokumente
bekannt sind, kann man folgern, dass es in Deutschland und auch Frankreich weniger Verbote gab als in Italien. Von den älteren Spielkarten
sind vor allem handgemalte erhalten; diese waren ein dem Adel vorbehaltener Luxus, zudem waren diese Karten besonders kostbar und
wurden daher eher aufbewahrt. Eines der ältesten europäischen Spiele ist das Stuttgarter Kartenspiel (datiert auf 1427–1431), stammt
vom Oberrhein und zeigt Jagdszenen der Hofgesellschaft. Es zeigt die vier Farben Ente, Falke, Hund und Hirsch. Die auf Goldgrund gemalten
Blätter hatten ein Maß von 19 × 12 cm. Preiswertere Spiele hatten erst dann eine Chance, unsere Zeit zu erreichen, als man begann,
Fehldrucke der Spielkartenbilder als preiswerte Verstärkung in Buchrücken einzubinden.
Eine schnellere Verbreitung gelang beim breiten Publikum, als Karten durch Holzschnitttechnik vervielfältigt werden konnten und in Serien
damit auch preiswert in der Herstellung wurden. Die Produktion von Spielkarten ist wahrscheinlich der Beginn der Entwicklung des Holz-
schnittes. Das so genannte Hofämterspiel, das um 1450 entstand, ist das älteste gedruckte und nachträglich kolorierte Kartenspiel, das
bis heute erhalten geblieben ist. Aufgrund seiner Symbolik geht man davon aus, dass es im höfischen Umfeld entstanden ist.
Kartenmacher-Innungen sind aus dieser Zeit im deutschsprachigen Raum aus Nürnberg, Augsburg, Ulm und Straßburg bekannt.
In Österreich war Wien ein früher Ausgangspunkt der Spielkartenproduktion.
In Italien entwickelten sich sogenannte Trionfi-Karten, die sich in einigen Entwicklungsstufen zum französischen Tarot-, dem deutschen
Tarock- und dem italienischen Tarocchi-Spiel weiterentwickelten (unter diesem neuen Namen erstmals 1505 dokumentarisch belegt).
Der Beginn dieser Entwicklung lag vermutlich in der höfischen Kultur der Visconti-Familie in Mailand und der Este in Ferrara (um 1440).
Der Begriff der Trionfi führte später u. a. zum deutschen Begriff „trumpfen“, der immer noch im Kartenspiel geläufig ist.
Das farbenprächtige Visconti-Sforza-Tarock, um 1450 entstanden, enthält im Vergleich zu den normalen Kartensätzen zusätzliche Karten
mit Trumpffunktion im Spiel.
In der Frühzeit – soweit es aus den Dokumenten ersichtlich ist – wurden besonders in Deutschland die Produktionsverfahren vereinfacht,
wodurch die Spielkarten zum Exportgut wurden. Nebenbei entwickelten sich dadurch Holzschnitt, Kupferstich und Buchdruck in Deutschland
früher als in anderen Ländern. Daneben entwickelte das französische Lyon um 1500 eine zentrale Rolle in der Kartenspielproduktion und liess
Kartenspiele zu seinem Exportschlager werden – das Resultat war eine Dominanz des französischen Farbsystems, die immer noch vorherrscht.
Spielkarten erhielten damals die noch heute gebräuchlichen Farben cœur („Herz“), pique („Lanze“), trèfle („Kleeblatt“) und carreau („Quadrat“).
Bis in das 15. Jahrhundert waren die Kartenblätter geprägt durch Bilder und Darstellungen des höfischen Lebens, des Lebens der Soldaten
und des fahrenden Volkes. Seit dem 15. Jahrhundert setzen sich die heute üblichen Kartenwerte in Form von Zahlenwerten von eins bis zehn
und der Bildwerte Bube (Unter), Dame (Ober) und König durch.[3] Im 16. Jahrhundert entstanden regionale Farbzeichensysteme mit vier
Farbzeichen in Europa, die die bis dahin üblichen Tiere, Blumen, Wappen, Helme und anderen Farben ablösten. Zu den wichtigsten Blättern
wurden das nach und nach an Dominanz gewinnende französische Blatt mit Treff oder Kreuz, Pik, Herz und Karo, das deutsche Blatt mit Eichel,
Laub, Herz und Schellen und das spanisch-italienische Blatt mit Stäben, Schwertern, Kelchen und Münzen.
Ab dem 16. Jahrhundert wurden Kartenspiele in den Spielsalons höherer gesellschaftlicher Kreise gepflegt. Viele bekannte Kartenspiele
entstanden in Frankreich und breiteten sich ab dem 17. und 18. Jahrhundert nach Deutschland und in andere Regionen aus, darunter
Bassette und dessen Weiterentwicklung Pharo sowie Piquet und L’Hombre.[3] Ende des 18. Jahrhunderts kamen die modernen doppelköpfigen
Spielkarten auf und ab dem 19. Jahrhundert wurden auch die Rückseiten der Spielkarten bedruckt, wobei sie bei frühen Karten marmoriert und
später mit Punkt- und Strichmustern sowie schliesslich mit der auch heute noch üblichen schottischen Karierung gestaltet wurden.
Zu dieser Zeit wurden Spiele wie Skat, Whist und Bridge entwickelt, im frühen 20. Jahrhundert folgten Canasta und Rommé.
Fiskalisches Interesse gebar später die Spielkartensteuer. Reine Glücksspiele mit Spielkarten, etwa Poker und Blackjack, wurden schliesslich
staatlich verboten und nur noch unter staatlicher Aufsicht in Spielkasinos zugelassen. In Deutschland wurde ab dem 1. Januar 1900 durch
das Bürgerliche Gesetzbuch geregelt, dass eine Spielschuld nicht einklagbar ist (§ 762 BGB), es sei denn, eine staatliche Genehmigung liegt
zugrunde. Spielschulden wurden als Ehrenschulden betrachtet.
Geschichte ab dem 20. Jahrhundert
Heute übliche Spielkarten dürften sich von dem 4 × 13-Blatt mit 52 Karten ableiten, das schon dem Johannes von Rheinfelden 1377 bekannt
war, ein Blatt zu 10 Zahlkarten und 3 Hofkarten. Üblich war eine Hofkartenkonstruktion mit drei männlichen Figuren (einem König und zwei
Marschällen), aber auch Damen waren Johannes schon bekannt. In diesem System hat jede Karte einen Zahlenwert und eine von vier Farben.
Somit ergeben sich im vollständigen Blatt mit den Zahlenwerten 1 (= Ass) bis 10 zuzüglich der drei Hofkarten insgesamt 13 Karten pro Farbe,
also insgesamt 52 Karten pro Spielsatz oder Blatt.
Der Name Ass leitet sich vom lateinischen as ab, der kleinsten Währungseinheit im europäischen Mittelalter.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Spielkarten in Deutschland hauptsächlich in Altenburg und Stralsund hergestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Verlagerung der Produktion nach Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. In Altenburg entstand
unter Landesregie der VEB Altenburger Spielkartenfabrik mit der Marke „Coeur“. Die beiden Betriebe wurden 2002 durch den neuen
belgischen Eigentümer Carta Mundi als ASS Altenburger wieder vereinigt. Die Firmen Dal Negro in Treviso (Italien) und Piatnik in Wien
gehören heute neben ASS Altenburger zu den größten und bekanntesten europäischen Spielkartenherstellern.
Das Deutsche Spielkartenmuseum in Leinfelden-Echterdingen hat heute eine umfangreiche Sammlung historischer Spielkarten.
Die Sammlung wurde von der ehemals dort ansässigen traditionellen Spielkartenfabrik erworben. Eine weitere umfangreiche Sammlung
befindet sich im Schloss- und Spielkartenmuseum in Altenburg.